Schon immer haben die Menschen Saatgut und Pflanzen von ihren Reisen mitgebracht und sie zu Nutzpflanzen gemacht. Den Reichen war es vorbehalten, ihre Gärten und Glashäuser mit kostbaren Exoten auszustatten, deren primärer Zweck es war, das Auge zu erfreuen und den sozialen Status ihrer Besitzer zu untermauern. Heute mag es uns merkwürdig erscheinen, dass für eine einzige Tulpenzwiebel am Höhepunkt der Spekulationswelle der Preis eines ganzen Amsterdamer Hauses in bester Lage bezahlt wurde. Und doch kommt dem Garten noch immer eine wichtige repräsentative Aufgabe zu, in dem traditionell oft großflächige Farbgestaltungen mit exotischen und spektakulär blühenden Sommerblumen und Ziergehölzen dominieren.

Saatgutmischungen aus dem Gartencenter:

Blumentopf - Saat

Seit einiger Zeit gibt es jedoch einen Trend zu einer filigraneren Formensprache im Garten. Gräser und Stauden in verschiedenen Wuchshöhen lockern den Garten auf und geben ihm Tiefe. Die Wahrnehmung darüber, was „noch schön“ oder „schon Unkraut“ ist, verschiebt sich. In vielen Gärten wird in einer Ecke ein Stück des Rasens für eine Blumenwiese geopfert oder blühende Gehölze einer immergrünen Formschnitthecke vorgezogen, wobei oft nicht zuletzt ökologische Überlegungen für die Entscheidung ausschlaggebend sind. Saatgutmischungen aus dem Gartencenter tragen Namen wie „Bienenweide“ und „Schmetterlingsblumen“ und versprechen, die Natur in den Garten zu holen und Artenvielfalt zu schützen.

Individuelle Saatgutmischung:

Gartenliebhaber/innen, die mit dem Gedanken spielen, ihren Garten in diese Richtung neu zu gestalten, können noch einen Schritt weiter gehen, als auf die vorgefertigten Saatgutmischungen zurückzugreifen: Sie können sich die Mischungen individuell zusammenstellen lassen. Das hat den Vorteil, dass standortgerecht die ganze Bandbreite der heimischen Vielfalt gefördert wird und nicht nur die immer gleichen 20 Arten aus dem Baumarkt. Die zarte Schönheit der hiesigen „Ureinwohner“ wird so für den Hausgarten nutzbar. Einmal etabliert, sind die entstandenen Flächen robust und pflegeleicht. Oft genügt eine einmalige Mahd im Herbst, Bewässerung ist nicht nötig.

Wie funktioniert das?

Immer mehr Gärtnereien sind spezialisiert auf die Vermehrung einer großen Auswahl von heimischen Wildpflanzen, die einzeln oder in fertigen Mischungen erstanden werden können. Auch wächst in Österreich seit Jahrzehnten ein Netzwerk von engagierten Botaniker/innen und Naturschützer/innen, die mit viel Fingerspitzengefühl und Fachwissen regionales Wildpflanzensaatgut im natürlichen Verbreitungsgebiet sammeln und in maßgeschneiderten Mischungen verschicken oder säen.  Doch zuvor müssen die Standortbedingungen geklärt werden:  Bodenprobe muss analysiert und die Lichtverhältnisse, Wasserverfügbarkeit, Windexposition usw. für den zu begrünenden Standort geklärt werden. Dann gilt es noch, sich über die eigenen Vorstellungen und Pflegeaufwand der Fläche klar zu werden – und schon kann es losgehen.

Starterpflanzen

Die Mischungen bestehen meist aus einer schnell keimenden Auswahl von kurzlebigen „Starterpflanzen“ wie zum Beispiel Klatschmohn, die als Pionierpflanzen schon im ersten Jahr kräftig blühen und für eine Bedeckung des nackten Bodens sorgen, und der eigentlichen Samenmischung. Bis dann diese Pflanzengemeinschaft in ihrer vollen Blüte steht, können mehrere Jahre vergehen – die Natur hat Zeit.

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